Acta Structuralica

international journal for structuralist research

Book | Chapter

218929

Gründe der veränderten Einstellung zu unseren Wissenschaftlich-technischen Lebensvoraussetzungen VI

Die ökologische Krise

Hermann Lübbe

pp. 141-150

Abstract

Es bedarf nicht einmal des Rekurses auf Industriekatastrophen von der Art des erläuterten Tschernobyl-Falls, um die eingangs belegten Tendenzen wachsender emotionaler Distanz unserer Zivilisationsgenossenschaft zu ihren wissenschaftlich-technischen Lebensgrundlagen verständlich machen zu können. Unabhängig sogar von den ökologischen Problemen, die inzwischen aufdringlicher als alles andere unseren Zukunftshorizont besetzt halten, wird heute Modernität als Last erfahren. Geschichtliche Orientierung, Lebenssinn gar — das scheinen höchst subtile Dinge zu sein, die sich auf Fragen industriegesellschaftlicher Entwicklungen gar nicht beziehen lassen. Sieht man genauer hin, so erkennt man: Geschichtsorientierung wird zum Problem in direkter Abhängigkeit von der Beschleunigung zivilisatorischer Evolution, und Sinnansprüche expandieren ineins mit der zivilisationsspezifischen Verwandlung immer weiterer Lebensvoraussetzungen in Arbeitsprodukte, und eben deswegen fallen angemessenerweise kollektive Orientierungsprobleme ebenso wie individuelle Lebenssinnfrustrationen in ihren Befindlichkeitswirkungen belastend auf unser Verhältnis zur modernen Industriegesellschaft zurück.

Publication details

Published in:

Lübbe Hermann (1990) Der Lebenssinn der Industriegesellschaft: Über die moralische Verfassung der Wissenschaftlich-technischen Zivilisation. Dordrecht, Springer.

Pages: 141-150

DOI: 10.1007/978-3-642-97265-2_13

Full citation:

Lübbe Hermann (1990) Gründe der veränderten Einstellung zu unseren Wissenschaftlich-technischen Lebensvoraussetzungen VI: Die ökologische Krise, In: Der Lebenssinn der Industriegesellschaft, Dordrecht, Springer, 141–150.