Acta Structuralica

international journal for structuralist research

Book | Chapter

218721

Gedanken zur Astrologie in Schillers "Wallenstein"

Franz A. Blankart

pp. 35-47

Abstract

Wallensteins Glaube an die Sterne hat in der Sekundärliteratur oft eher eine Verklärung als eine Erklärung gefunden. Statt das astrologische Motiv aus dem Drama selbst zu verstehen, legen manche Interpreten Vorurteile idealisierender oder fatalistischer Art in das Werk hinein, ohne zu beachten, daß Schiller selbst nicht eine Idee mit Hilfe des Sternglaubens zur Darstellung bringen wollte, sondern im Gegenteil versuchte, dem realen "astrologischen Stoff eine poetische Dignität zu geben"1. Manche Literaturhistoriker versuchen, Wallenstein zu einem naturfrommen Frei-heitshelden zu idealisieren, nur weil er an die Übernatur der Sterne glaubt. Astrologie sei die religiöse Bindung des Unabhängigen. In entgegengesetzter Richtung zielen andere, welche die Sterne als Sinnbild der Notwendigkeit deuten. Hegel sieht in ihnen gar einen Betrug des Fatums; indem sich das Schicksal bald wahr, bald falsch in den Sternen offenbare, schreite es letztlich doch unbegreifbar über das Hoffen und Berechnen der Menschen hinweg.

Publication details

Published in:

Cesana Andreas, Rubitschon Olga (1985) Philosophische Tradition im Dialog mit der Gegenwart: Festschrift für Hansjörg A. Salmony. Basel, Birkhäuser.

Pages: 35-47

DOI: 10.1007/978-3-0348-5423-8_3

Full citation:

Blankart Franz A. (1985) „Gedanken zur Astrologie in Schillers "Wallenstein"“, In: A. Cesana & O. Rubitschon (Hrsg.), Philosophische Tradition im Dialog mit der Gegenwart, Basel, Birkhäuser, 35–47.