Acta Structuralica

international journal for structuralist research

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201352

Der institutionelle Rahmen der Neuen Wissenschaften

die "vergiftete Revolution"

Klaus Müller

pp. 94-99

Abstract

Soziologisch betrachtet bestehen kaum Zweifel, daß zwischen Wissenschaft und Politik ein dichtes Netz von Beziehungen und wechselseitigen Einflußnahmen geknüpft ist. Wie historisch und international vergleichende Untersuchungen zeigen, hat sich das Verhältnis beider im Verlauf der letzten Jahrzehnte zudem tiefgreifend gewandelt. Versuche, Forschungs- und Ausbildungsprozesse administrativ zu koordinieren und — sei es auch in dezentralen Formen — einer einheitlichen Orientierung zu unterstellen, gehören zum Alltag der Wissenschaft der letzten fünfzig Jahre. Selbst der gemeinhin als autonom angesehene Bereich zweckfreier Grundlagenforschung stand immer schon im Spannungsfeld von externen Anforderungen und kognitiven Eigenregulativen. Die Unterscheidung zwischen »reiner« und »angewandter« Mathematik gewann in den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende in den einschlägigen Journalen Brisanz und stand im Zusammenhang mit einer Reform der naturwissenschaftlich-technischen Ausbildung.1 Die Trennung einer universitären »Grundlagenforschung« von der Ingenieurswissenschaft war ein relativ später, wissenschaftspolitisch initiierter Akt, der im Übergang zum 19. Jahrhundert unter neuhumanistischem Einfluß zuerst in Preußen als bewußter Akzent gegen den amerikanischen Utilitarismus und den französischen »Polytechnismus« vollzogen wurde und angesichts der sich einstellenden Erfolge nach England und in die Vereinigten Staaten ausstrahlte.2

Publication details

Published in:

Müller Klaus (1996) Allgemeine Systemtheorie: Geschichte, Methodologie und sozialwissenschaftliche Heuristik eines Wissenschaftsprogramms. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 94-99

DOI: 10.1007/978-3-322-95633-0_5

Full citation:

Müller Klaus (1996) Der institutionelle Rahmen der Neuen Wissenschaften: die "vergiftete Revolution", In: Allgemeine Systemtheorie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 94–99.