Zwischen Weltanschauung und Wissenschaft
Transformationen des Systembegriffs in der "Weimarer Kultur"
pp. 37-63
Abstract
Die Anfänge des von der Allgemeinen Systemtheorie kodifizierten Systembegriffs reichen in das intellektuelle Milieu der 20er und 30er Jahre dieses Jahrhunderts zurück, in eine Zeit, in der die destruktiven Folgen kriegstechnisch angewandter Wissenschaft zu Bewußtsein kommen, in der selbst im Bereich naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung der positivistische Optimismus des 19. Jahrhunderts ins Wanken gerät, in der die Hoffnung gradliniger gesellschaftlicher Aufklärung durch positive Wissenschaft sich an manifest gewordenen sozialen Widersprüchen bricht. Dies ist die Zeit, in der ganzheitliche Kosmologien und organizistische Soziallehren auf Resonanz stoßen, in der kultur- und geschichtsphilosophische Pessimismen heranwachsen, in der neue Weltbilder gefragt sind, um die wissenschaftlichen Revolutionen seit der Jahrhundertwende zu interpretieren. Wie in der langen Vorgeschichte des modernen Systembegriffs gehen auch in den Ordnungsidealen und den bevorzugten Analogien der Weimarer Philosophie Logik, Erkenntnistheorie und soziale Projektionen ineinander über. Die universell wiederkehrenden Topoi der organischen Ganzheit und Synthese übernehmen sinnversichernde Funktionen, die von der politischen Journalistik bis in die Fundamentalphilosophie hineinreichen.
Publication details
Published in:
Müller Klaus (1996) Allgemeine Systemtheorie: Geschichte, Methodologie und sozialwissenschaftliche Heuristik eines Wissenschaftsprogramms. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 37-63
DOI: 10.1007/978-3-322-95633-0_3
Full citation:
Müller Klaus (1996) Zwischen Weltanschauung und Wissenschaft: Transformationen des Systembegriffs in der "Weimarer Kultur", In: Allgemeine Systemtheorie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 37–63.