Acta Structuralica

international journal for structuralist research

Book | Chapter

221506

Selbstdarstellung

Gerardus Heymans

pp. 1-55

Abstract

Wenn einer mich auffordern sollte, möglichst kurz zu sagen, wodurch eigentlich meine philosophischen Untersuchungen sich von denjenigen der meisten Zeitgenossen unterscheiden, so würde ich antworten: dadurch, dafs diese Untersuchungen überall empirische Methoden verwenden und dennoch ebenso allgemein zu antiempiristischen Ergebnissen gelangen. Das mag aussehen wie ein Paradox, vielleicht sogar wie ein Widerspruch, — jedoch nur deshalb, weil man sich durch die Ähnlichkeit der Worte "empirische Methode". und "Empirismus' irreführen läfst und die Verschiedenheit der zugehörigen Begriffe übersieht. Diese Verschiedenheit liegt darin, dafs die empirische Methode eben eine Methode, ein wissenschaftliches Verfahren ist, welches darin besteht, überall eine möglichst genaue und erschöpfende Feststellung der einschlägigen Erfahrungstatsachen der Untersuchung zugrunde zu legen; wogegen der Empirismus eine erkenntnistheoretische Lehre ist, nach welcher unser Wissen niemals die Grenzen desjenigen, was uns in jenen Erfahrungstatsachen gegeben ist, überschreiten kann. Das sind offenbar ganz verschiedene Sachen.

Publication details

Published in:

Heymans Gerardus (1927) Gesammelte Kleinere Schriften zur Philosophie und Psychologie I: Erkenntnistheorie und Metaphysik. Dordrecht, Springer.

Pages: 1-55

DOI: 10.1007/978-94-017-6194-9_1

Full citation:

Heymans Gerardus (1927) Selbstdarstellung, In: Gesammelte Kleinere Schriften zur Philosophie und Psychologie I, Dordrecht, Springer, 1–55.