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Voraussetzungen des Paradigmen-Vergleichs
pp. 15-38
Abstract
Die Sprachwissenschaft des 20. Jahrhunderts hat eine Vielzahl von Modellen hervorgebracht, in denen sich aber bei aller Differenziertheit grundlegende Gemeinsamkeiten entdecken lassen. Sie haben ihre Wurzeln in den Strömungen der Philosophie, insbesondere der Erkenntnistheorie, welche seit der Mitte des letzten Jahrhunderts durch einige innovative Grundgedanken inspiriert und z.T. umgestülpt wurden. Dies waren insbesondere die Hinwendung zu formalisierten Wissenschaftssprachen und die Ablehnung psychologischer Erklärungen. Hintergrund dieser beiden Tendenzen war das Bestreben speziell der Mathematiker und Physiker, zu einer präzisen, eindeutigen und reproduzierbaren Sprache für die wissenschaftliche Diskussion zu kommen. Psychologisch fundierte Begriffe waren hierzu nicht hilfreich, zumal sich die wissenschaftliche Psychologie erst parallel zu diesen Strömungen durchsetzte. Die Fundierung der mathematischen Begriffssysteme konnte so nicht zufriedenstellend geleistet werden. Mit Gottlob Frege (1848–1925) begann die Erneuerung und Formalisierung der Logik, die bislang noch an der Lehre von Aristoteles (384–324 v. Chr.) orientiert war. Nach zahlreichen Erweiterungen stieg die Logik in unserem Jahrhundert zur dominanten Forschungssprache und zum allgemein anerkannten Instrumentarium auf. Spätestens in den Arbeiten von Bertrand Russell (1872–1970) und im "Tractatus logico-philosophicus' von Ludwig Wittgenstein (1889–1951) wird jener erkenntnistheoretische Hintergrund explizit formuliert, der diesen Siegeszug ermöglichte.
Publication details
Published in:
Köster Lothar (1995) Von Saussure zum Konnektionismus: Struktur und Kontinuität in der Lexemsemantik und der Musiksemiotik. Wiesbaden, Deutscher Universitätsverlag.
Pages: 15-38
DOI: 10.1007/978-3-322-90018-0_1
Full citation:
Köster Lothar (1995) Voraussetzungen des Paradigmen-Vergleichs, In: Von Saussure zum Konnektionismus, Wiesbaden, Deutscher Universitätsverlag, 15–38.