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Über einige Grundprobleme der verstehenden Soziologie
pp. 247-285
Abstract
Unsere Untersuchungen haben im vorigen Abschnitt Ergebnisse gezeitigt, die es uns gestatten, unsere Theorie des Sinnverstehens kurz zusammenzufassen und endgültig zu präzisieren. Wir sind von den Unklarheiten ausgegangen, mit welchen Max Webebs Begriff des gemeinten Sinnes menschlichen Handelns behaftet ist. Solange Handeln nicht definiert wird, kann füglich von dem gemeinten Sinn, "welchen der Handelnde mit seinem Handeln verbindet", nicht gesprochen werden. Eine Definition des Handelns konnte aber erst nach mühevollen Konstitutionsanalysen gewonnen werden. Wir kamen hiebei zu dem Ergebnis, daß Handeln ein vorentworfenes Erlebnis aus spontaner Aktivität sei, also ein Erlebnis, welches durch eine Zuwendung besonderer Art von allen anderen Erlebnissen abgehoben und unterschieden wird. Auf Grund dieser Definition kann die Phrase: "der Handelnde verbinde mit seinem Handeln einen Sinn" nur als eine sprachliche Metapher aufgefaßt werden: denn nur die besondere Weise der Zuwendung zu dem Erlebnis, welche es zum Handeln macht, ist eben jener Sinn, der ihm fälschlich prädiziert wird.
Publication details
Published in:
Schütz Alfred (1932) Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt: Eine Einleitung in die verstehende Soziologie. Wien-New York, Springer.
Pages: 247-285
DOI: 10.1007/978-3-7091-3108-4_5
Full citation:
Schütz Alfred (1932) Über einige Grundprobleme der verstehenden Soziologie, In: Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt, Wien-New York, Springer, 247–285.