Acta Structuralica

international journal for structuralist research

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149121

Die Kehre im Denken von Levinas

Stephan Strasser

pp. 219-251

Abstract

Wer Levinas' Werk "Autrement qu'être ou au-delà de l'essence" zur Hand nimmt, empfängt sogleich den Eindruck, mit etwas Neuem konfrontiert zu werden. Er wird zunächst geneigt sein, das Neuartige und Befremdende der Eigenart der Darstellung zuzuschreiben. Nicht nur ist in diesem Werk die Prägnanz der Sprache aufs äußerste gesteigert, auch der fortwährende Gebrauch von Bildern — wenn auch oft sehr expressiven Bildern — erschwert das Verständnis. Dazu kommt noch eine souveräne Mißachtung mancher Regeln der klassischen Stilistik: Ganze Absätze scheinen aus einer Aufeinanderfolge von Appositionen zu bestehen, vielfach muß man die Prädikate mit der Lupe suchen. Der Literaturhistoriker würde diesen Stil als "barock" kennzeichnen. Tatsächlich paßt dieses Barock zu einer Philosophie, die ihr Ziel durch eine Methode der Übersteigerung" — Levinas spricht von "emphase" oder "surenchère"1 — zu erreichen sucht.— Auch die Gesamtstruktur des Werkes ist nicht durchsichtig. In "Autrement qu' être …" ist Levinas weniger denn je darauf bedacht, seine Gedanken systematisch zu entwickeln: eine Einsicht geht durchaus nicht immer aus der anderen hervor. Die verschiedenen Kapitel des Werkes haben sich, wie Levinas selbst zugibt2, zu relativ selbständigen Essays entwickelt, deren Einheit nur in einem zentralen Anliegen gesucht werden muß.

Publication details

Published in:

Strasser Stephan (1978) Jenseits von Sein und Zeit: Eine Einführung in Emmanuel Levinas' Philosophie. Dordrecht, Springer.

Pages: 219-251

DOI: 10.1007/978-94-009-9721-9_9

Full citation:

Strasser Stephan (1978) Die Kehre im Denken von Levinas, In: Jenseits von Sein und Zeit, Dordrecht, Springer, 219–251.