Acta Structuralica

international journal for structuralist research

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148717

Immanente Wahrnehmung oder Reflexion?

Stephan Strasser

pp. 12-14

Abstract

Es muß aber noch ein zweites sehr ernstes Bedenken zur Sprache gebracht werden. Um es zu erörtern, gehen wir noch einmal von der berühmten Fundamentalbetrachtung aus, die Husserl im ersten Buch der "Ideen…" anstellt. Im Laufe jener Betrachtung teilt Husserl das gesamte Seinsuniversum in zwei Regionen ein: in das "Sein als Bewußtsein" und das "Sein als Realität". Zwischen diesen beiden ontologischen Bezirken herrscht ein grundwesentlicher Unterschied; denn "zur Seinsart des Erlebnisses gehört es, daß sich auf jedes wirkliche, als originäre Gegenwart lebendige Erlebnis ganz unmittelbar ein Blick erschauender Wahrnehmung richten kann. Das geschieht in der Form der ‚Reflexion' " (Hua III, 95). Dingartige Realitäten sind dagegen nie restlos gegeben, sie können nur in der Form von Abschattungsmannigfaltigkeiten erfaßt werden. Aus diesem Gegensatz zieht Husserl bekanntlich die radikale Konsequenz, daß"das immanente Sein zweifellos in dem Sinne absolutes Sein [ist] daß es prinzipiell nulla ‚re' indiget ad existendum",während"die Welt der transzendenten ‚res'… auf Bewußtsein… angewiesen [ist]" (Hua III, 104).

Publication details

Published in:

Strasser Stephan (1991) Welt im Widerspruch: Gedanken zu einer Phänomenologie als ethischer Fundamentalphilosophie. Dordrecht, Springer.

Pages: 12-14

DOI: 10.1007/978-94-011-2484-3_3

Full citation:

Strasser Stephan (1991) Immanente Wahrnehmung oder Reflexion?, In: Welt im Widerspruch, Dordrecht, Springer, 12–14.